Warum Daimler-Chrysler nicht funktionieren konnte (und was Sie daraus lernen sollten)

Vor fast 20 Jahren, am 7. Mai 1998, wurde die “Verlobung” zwischen Daimler und Chrysler verkündet. Die Konzerne feierten dann (in den Worten des damaligen Daimler-Chefs Jürgen Schrempp) eine “Hochzeit im Himmel”. Nur 9 Jahre später folgte die Daimler-Chrysler Trennung.

Aus meiner Sicht: Kein Wunder! Denn es wurden in dieser “Ehe” viele typische Fehler gemacht, die ich immer wieder nach amerikanischen Übernahmen oder Fusionen sehe. Daimler-Chrysler war an typischen Partnerschafts-Problemen gescheitert.

Hier die vier wichtigsten:

 

1. Ein Partner fühlte sich nicht ernstgenommen

Immer wieder soll es Unstimmigkeiten über den Kurs gegeben haben. Von Seiten der Amerikaner hieß es: Die Deutschen können viel von uns lernen!

Für einen Platzhirsch wie Daimler musste das an Beleidigung grenzen. Stress war vorprogrammiert. Vor allem auch deshalb, weil es ja der Deutsche Jürgen Schrempp gewesen war, der die Fusion vorangetrieben hatte – er wollte eine “Welt-AG” schaffen.

Sich dann wie ein Schüler belehren lassen zu müssen, das konnte nicht gut ankommen.

 

2. Die Gegensätze waren unüberbrückbar

In Deutschland war und ist der Benz (oder Mercedes, oder Daimler) ein Statussymbol. Schon mein Großvater war stolz auf seinen. So ein Auto musste man sich leisten können! Doch Chrysler bediente in den USA eine ganz andere Kundengruppe: Man verkaufte dort Autos für die Massen.

Die Idee war: Mehr Amerikaner sollten Daimler und mehr Europäer Chrysler-Autos kaufen. Die europäischen Fans aber fürchteten einen Verlust von Wertigkeit für Daimler. Daimler sollte innen und außen Daimler bleiben!

Nach nicht mal 24 Monaten bettelte das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes bereits: “Befreit Chrysler!” Damals war die Daimler-Chrysler Trennung schon vorprogrammiert.

 

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3. Der eine kam vom Mars, der andere vom Venus – und keiner baute ein Raumschiff

Nach einer Fusion reicht es nicht, ein neues Firmenschild anzubringen – oder einfach ein Logo auszutauschen: Die Unternehmen müssen auf vielen Ebenen zusammenwachsen, damit so etwas wie ein Einheitsgefühl entsteht. Das ist schon schwierig genug, wenn es um zwei deutsche Firmen geht – kommen noch unterschiedliche Kulturen hinzu, wird alles doppelt kompliziert.

Dass kulturelle Unterschiede unterschätzt werden, ging ja aber nicht nur Daimler-Chrysler so – es ist ein sehr häufiges Problem. Das beginnt schon beim Arbeitspensum: Die Amerikaner geben Deadlines vor, die ohne Überstunden kaum zu schaffen sind. Deutsche Feiertage werden bei dieser Planung meist überhaupt nicht berücksichtigt. Und das kommt bei den Deutschen natürlich überhaupt nicht gut an.

Es braucht einfach mehr Zeit, wenn Deutsche und Amerikaner zusammen arbeiten sollen! (Das ist übrigens immer so, wenn die Team-Mitglieder aus unterschiedlichen Ländern kommen.)

Denn: Die Mitarbeiter müssen sich aneinander gewöhnen und idealerweise persönlich kennenlernen. Es gibt Sprachbarrieren. Durch die Zeitverschiebung kommt es automatisch zu Verzögerungen. Und viele Verhaltensweisen kommen erst mal merkwürdig beim anderen an.

Etwa, wenn der junge amerikanische Kollege die langjährige deutsche Mitarbeiterin mit Vornamen anredet. Oder wenn in einem wichtigen Skype-Meeting alle Deutschen in Anzug und Krawatte dasitzen, die Amerikaner aber in Jeans und Poloshirt – weil dort freitags die Kleiderregeln gelockert werden.

Und so komisch es klingt: Selbst das typische “How are you?” stresst manche Deutsche – weil wir noch über eine Antwort nachdenken, während der Amerikaner schon längst weiter gegangen ist (weil er eigentlich nur ein “Fine” erwartet hatte). Das kann geradezu brüskierend wirken!

 

4. Es wollte einfach kein “Wir”-Gefühl entstehen

Das Imperium Daimler-Chrysler war enorm. Die Fabriken waren über die ganze Welt verteilt. Um so mehr hätte man sich an der Konzernspitze bemühen müssen, ein Wir-Gefühl entstehen zu lassen.

Und das geht eigentlich nur, wenn man persönliche Begegnung und gemeinsame Erfahrungen ermöglicht.

Kein Skype-Call ersetzt ein Vier-Augen-Gespräch mit Handschlag!

Nehmen Sie das Positiv-Beispiel eines meiner Kunden: Dieser veranstaltet zweimal im Jahr ein Meeting, bei dem sich die deutschen und die internationalen Kollegen treffen, jedes mal an einem anderen Ort. So können die Kollegen nebenbei auch die firmeneigenen, weltweit verstreuten Werke kennenlernen.

Die Auswirkungen sind enorm: Die Mitarbeiter fühlen sich als Team, die Wege werden kürzer und man fragt auch mal etwas, das man sich vorher nicht getraut hätte.

Für einen Riesenkonzern wie Daimler-Chrysler hätte das sicher Riesenaufwand bedeutet. Aber der hätte sich ausgezahlt – denn in einer Ehe braucht es nun mal Partner, die am selben Strang ziehen.

Schade, aber ohne dieses Verständnis war die Daimler-Chrysler Trennung nicht aufzuhalten.

 

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